WENIGER IST MEHR – AUCH IN DER PHYSIK

Kosmologische Theorien werden immer dicker. Lässt sich eine Theorie nicht glaubhaft erklären, erdenken die Forscher einfach irgendwelche Hilfsmittelchen, die ihre Theorie plötzlich stimmig macht. Ein weiteres unnötiges Pfund auf der Waage.

Viele Physiker und Kosmologen bedienen sich bis heute dieser Methode: Wenn eine Theorie noch nicht schlüssig ist, einfach eine Konstante, ein unentdecktes Teilchen oder Ähnliches dazuerfinden, um das Problem zu lösen – ganz egal, ob es sich nachweisen lässt oder nicht.

Wenn Sie einmal genau hinschauen, beging die erste Sünde dieser Art schon Sir Isaac Newton, als er im Rahmen des Gravitationsgesetzes die Anziehungskraft zweier Körper beschrieb. Denn um seine Berechnung der Gravitationskraft stimmig zu machen, musste er die Gravitationskonstante. postulieren. Das ist ein fester Zahlenwert, der durch die Theorie jedoch nicht erklärt werden kann. Newtons Leistung bleibt trotzdem phänomenal – aber aus methodischer Perspektive ist eigentlich schon die Konstante G eine zu viel.

Schlankheitskur für das Gravitationsgesetz

Ich schlage da etwas anderes vor: eine radikale Schlankheitskur für die Theorien der Physik.

Ernst Mach hatte beispielsweise einen Einfall, wie das Gravitationsgesetz etwas abspecken könnte: Wenn die Stärke der Gravitationskraft von der Gesamtmasse des Universums abhinge, würde die Gravitationskonstante überflüssig, weil es dann eine Erklärung für den Wert gäbe, der hinter dieser Zahl steckt. Leider war Mach seiner Zeit so weit voraus, dass niemand die Idee schätzte.

Außerdem braucht es noch eine weitere Voraussetzung: Die Lichtgeschwindigkeit müsste veränderlich sein. Was die Gravitation mit der Lichtgeschwindigkeit zu tun hat? Machen Sie dazu einen Ausflug in die 60er Jahre, als der amerikanische Astrophysiker Robert Dicke die geniale Idee Machs aufgriff und endlich in einer Formel ausdrückte: Die Summe aller Gravitationspotenziale des Universums könnte genau dem Quadrat der Lichtgeschwindigkeit entsprechen. Viele bekannte Widersprüchlichkeiten der Kosmologie erschienen dadurch in einem ganz anderen Licht … aber die Kosmologen müssten sich erst einmal damit beschäftigen.

Revolutionäre Ideen ausschöpfen

Glücklicherweise ist die Idee einer variablen Lichtgeschwindigkeit gar nicht so weit gefehlt. Denn die von Einstein entwickelte allgemeine Relativitätstheorie kann entweder durch einen gekrümmten Raum oder durch eine variable Lichtgeschwindigkeit beschrieben werden. Beide Möglichkeiten sind rechnerisch äquivalent, kommen also über einen anderen Weg auf die gleichen Ergebnisse. Und alle modernen Tests, die es heute dazu gibt, werden von beiden Möglichkeiten korrekt beschrieben – das wurde inzwischen ausführlich gezeigt. Ziemlich tragisch also, dass Einstein die Möglichkeit der variablen Lichtgeschwindigkeit nicht weiterverfolgt hat und sie mittlerweile beinahe komplett in Vergessenheit geraten ist.

Ich wünschte mir ja, Forscher würden sich dieser Ideen annehmen und ihr revolutionäres Potenzial ausschöpfen. Wer weiß, was für ein ungeborgener Schatz da noch zu finden ist …

IDEE ODER SPINNEREI: DIE DUNKLE MATERIE

Die Erde ist hohl.

Wie, wussten Sie nicht? Dann hätten Sie mal besser auf den englischen Astronom Edmond Halley gehört. Jaaa, der hat das nämlich schon 1692 vermutet. Er ging von der allgemeinen Ansicht aus, dass alle Materie der Planeten und Monde die gleiche Dichte hätte. Im Vergleich zum Mond, so folgerte Halley, müsste ein Teil der Erde also hohl sein.

Klingt doch perfekt logisch, oder?

Querdenken erlaubt

Na gut, na gut, ich werde jetzt mal nicht weiter auf Halley rumhacken. Es ist ja auch ganz normal, dass in der Forschung ab und zu ein falscher Weg eingeschlagen wird. Und das ist absolut in Ordnung. Ohne ein bisschen Querdenkerei hätte die Wissenschaft viele tolle Ideen wohl nie entwickelt oder weiterverfolgt.

Aber da liegt auch die Krux der Sache: Die Fähigkeit, Ideen auszusortieren, die eben in die falsche Richtung geführt hätten, scheint der Physik und der Astronomie in den letzten Jahren verloren gegangen zu sein.

Nehmen Sie ein Beispiel, das selbst die populären Medien seit einer Weile mit Vorliebe ausbreiten: die Dunkle Materie.

Die dunkle Geschichte der Dunklen Materie

Erdacht hat sie der niederländische Astronom Jan Hendrik Oort im Jahr 1932. Er hatte die Bewegungen der Milchstraße beobachtet und gesehen, dass die Sterne in den Randbezirken der Galaxien viel schneller liefen als erwartet. Auf der Suche nach einer Erklärung kam ihm folgende tolle Idee: Es musste noch mehr Materie in den Galaxien geben – eine Materie, die zwar nicht sichtbar war, allerdings eine Gravitationswechselwirkung aufwies. Und von diesem Moment an zieht sich die Theorie von der Existenz Dunkler Materie durch die Geschichte.

Dabei können Forscher selbst bis heute nur einen Bruchteil davon sehen und was sie genau ist, weiß auch immer noch niemand so recht.

Doch die Idee hält und hält sich – höchst hartnäckig und höchst naiv, wie ich finde. Denn sie geht davon aus, dass das Gravitationsgesetz im Galaxienmaßstab gilt, obwohl diese millionenfach größer sind als das Sonnensystem.

Mörder entlarvt

Was ich aber doch am lustigsten finde an der ganzen Sache – oder am traurigsten, je nachdem wie Sie es sehen wollen –, ist die Hingabe, mit der die Theorie von der Dunklen Materie immer noch weitergesponnen wird – obwohl es zahlreiche Anomalien gibt, die darauf hindeuten, dass etwas nicht stimmt.

Haben Sie zum Beispiel schon mitbekommen, dass die Dunkle Materie auch ein Mörder ist? Sie war es, die vor 66 Millionen Jahren die Dinosaurier getötet hat! Sorry, Dino.

Also, ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich bin jetzt so traurig, dass ich gleich noch ein bisschen um die Physik weinen gehe. Hoffen wir, dass nicht die Dunkle Materie unter meinem Bett lauert …