Universum

AUSWANDERN IN DIE PARALLELWELT?

Etwas stimmt nicht in unserem Universum.

Wirklich, ich meine das ganz ernst. Immer wieder stoßen Physiker auf Messergebnisse, die nicht mit den Vorhersagen der bestehenden Theorien übereinstimmen. Für solche Fälle haben sie ihre Standardmodelle inzwischen mit zahlreichen Zahlenwerten – sogenannten Konstanten – verziert, die dann den Messungen angepasst werden können. Et voilà, die Welt stimmt wieder mit der Theorie überein.

Wenn das für Sie wenig überzeugend klingt, wird es Sie vielleicht beruhigen, dass auch in der Physik schon seit Längerem eine Debatte darüber entbrannt ist, wie es sein kann, dass das Universum über diese vielen Konstanten so wunderbar abgestimmt ist. Schließlich sprechen wir hier von Zahlen, die nichts erklären und scheinbar willkürlich vom Himmel gefallen sind.

Das fantastische Multiversum

Einen Ausweg will der Physiker Max Tegmark in seinem Buch „Our Mathematical Universe“ gefunden haben. Es handelt vom Multiversum, wie er es nennt. In seiner Vorstellung gibt es nicht nur ein Universum, sondern ganz viele. Jedes dieser Universen ist anders abgestimmt und folgt anderen Gesetzen. Solche, bei denen die Abstimmung nicht funktioniert, kollabieren. Unser Universum ist netterweise eines von denen, wo die Feinabstimmung ein Fortbestehen dieser Welt ermöglicht hat. Das führte, wie Sie wissen, sogar zur Entwicklung von mehr oder weniger intelligenten Lebewesen. Die Frage ist, ob Tegmark zu ersteren gehört.

Denn wir hätten es also mit einem natürlichen Auswahlverfahren für Universen zu tun. Da ist eben alles möglich – einfach fantastisch, wie sich handfeste physikalische Probleme in Luft auflösen, wenn nur ein findiger Geist sich damit beschäftigt.

Schade nur, dass wir nie nachprüfen können, ob wirklich etwas dran ist an dieser Multiversums-Idee, denn die anderen Universen sind ziemlich weit von uns entfernt, so dass wir noch einige Millionen oder Milliarden Jahre darauf warten müssten, bis die ersten Lichtquanten von ihnen bei uns ankommen. Nachgeprüft werden kann also mal wieder nichts.

Abenteuer oder Bodenständigkeit?

Was bleibt also von dem, was Tegmark oder auch andere Propheten wie Lisa Randall und Lawrence Krauss anbieten? Eine reichlich komplizierte und sehr spekulative Geschichte über die Entstehung und das Wesen dieser Welt, in der Sie leben. Die können Sie glauben oder auch nicht. Mitbewerber sind dabei zum Beispiel das wesentlich ältere, aber deutlich leichter zu verstehende 1. Buch Mose des Alten Testaments, die indischen Upanischaden und all die anderen Schöpfungsmythen, von denen ja jede Kultur mindestens eine hervorgebracht hat.

Eines haben alle diese Mythen gemeinsam: Sie sind nicht falsifizierbar und daher eine nie versiegende Quelle von Diskussionen, die zu nichts führen.
Wenn Sie allerdings Theorien wollen, die einen Teil dieser Welt messbar machen, erklären, wie er funktioniert, und so letztendlich auch technischen Fortschritt ermöglichen, wie zum Beispiel die Quantenphysik den Microchip, dann sollten Sie sich woanders umsehen. Albert Einstein kann Ihnen beispielsweise noch eine brillante Idee anbieten, die heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Ich beschreibe sie in meinem neuen Buch „Einsteins verlorener Schlüssel: Warum wir die beste Idee des 20. Jahrhunderts übersehen haben“.

Aber ich muss Sie warnen: Gegenüber dem Multiversum wirkt diese Idee geradezu bodenständig und unspektakulär. Wer mehr Science-Fiction braucht, der sollte vielleicht in eines unserer Nachbaruniversen auswandern, wo die Feinabstimmung zu abenteuerlicheren Möglichkeiten geführt hat als in unserem Universum. Aber bitte vergessen Sie nicht, mir eine E-Mail zu schicken, wenn Sie angekommen sind.

17 Gedanken zu „AUSWANDERN IN DIE PARALLELWELT?“

  1. Multiversum:
    Theorien sind nun mal Theorien! Theoretisch ist es so, aber praktisch ganz anders. Wen juckt es? Das Universum wird sich jedenfalls nicht nach unserer Auffassung richten.

    Sie schreiben: „Unser Universum ist netterweise eines von denen, wo die Feinabstimmung ein Fortbestehen dieser Welt ermöglicht hat. Das führte, wie Sie wissen, sogar zur Entwicklung von mehr oder weniger intelligenten Lebewesen.“

    Nun, der Mensch gehört eher zu den sehr wenig intelligenten Lebewesen. In Abwandlung des Werbeslogans von ALDI kann man das so formulieren:
    Ignoranz und Egoismus ganz oben, Intelligenz ganz unten.

    Aber vielleicht sind wir ja nur ein fremdgesteuertes Ho(h)logramm.

    Und mit E-Mail schicken aus dem Paralleluniversum ist das so eine Sache, weil wir mit dem Ausbauzustand des Webs in der Republik nicht gerade weit vorn stehen.

    Bei mir hat sich bezüglich des Universums letztendlich folgende ganz einfache Erkenntnis aufgedrängt: Betrachtet man alle relevanten materiellen Wandlungsprozesse, sind das, was wir im Universum beobachten können, ausschließlich spezifische Erscheinungsformen des bewegten Äthers.

    Solch eine Aussage ist nicht gewinnbringend zu vermarkten, geschweige bez. Forschungsmittel förderlich.
    Aber es ist meine erste Zeile der Erkenntnispyramide unter dem Titel „Universum“.

    Mit freundlichen Grüßen
    Joachim Blechle

  2. Ob Waage, Pendel oder Welle, ganz viele Wahrheitsmittel sind durch 1/r, 1/r², 1/r³ geprägt. Was ist das, wie sieht das aus ?
    Bei der Lektüre von Büchern des Herrn Erhard Scheibe, die mir zu kompliziert sind, ist dies übrig geblieben.
    Mit freundlichem Gruß
    Uwe Kraft

    1. Versteh ich nicht ganz. Solche Anhängigkeiten von der Entfernung sind noch keine große Überraschung für sich.

  3. Es gibt ein seltsames mechanisches System, das sich besonders zum mischen eignet.
    Das System wurde von Paul Schatz gefunden und ist in dem Buch „Rhythmusforschung und Technik“ beschrieben. In dem Buch „Bilder der Mathematik“ ist es auch aufgeführt, wobei Herr Gläser bestätigt hat, daß es sich auch um eine Orthonormalbasis handelt. Technisch beschrieben ein R 6 Getriebe ( Revolution Joint ) 6, da alle Komponenten senkrecht aufeinander wirken.
    Eigentlich besteht das System aus beweglichen Würfelkanten, die man auch als aneinanderreihung der Kugelkoordinaten sehen kann. Die Überstrichene Fläche gleicht jedenfalls der einer Kugel mit gleichen Dimensionen.
    Hellmuth Stachel + Hans Dirnböck. Oloid.
    Die beiden Kreisscheiben, die die Grundstruktur bilden kann man auch als Selbst – Waage – Pendel – Welle sehen.
    Einerseits ist das Ding eine Selbstinversion, andererseits auch eine 1 : 1 Abbildung. Man kann bei einer bestimmten metaphorischen Zuordnung wie n² die Masse – Energie Äquivalenz als tatsächliche Flächengleichheit sehen.
    Das System hat weitere merkwürdigkeiten wie eine Umdrehung in zweien aufzuweisen.
    Mit freundlichem Gruß
    Uwe Kraft

  4. Ich bin mir noch nicht ganz sicher.
    Aber man kann vielleicht durch die spezielle Funktion des Getriebes und metaphorischer Zuordnung die Äquivalenz von Masse und Energie durch Vollständige mechanische Induktion zeigen. Das dürfte aber eher ein Semiotischer Zufall sein.
    Mit freundlichem Gruß
    Uwe Kraft

    1. Was meinen Sie? Geben Sie dem Leser bitte etwas Hintergrund, Ihren Gedanken zu folgen.

  5. Wenn ich einmal Zeit und Muse finde, werde ich das im www.
    veröffentlichen. Die Bewegung ist nicht einfach zu verstehen.
    Die Firma Festool hat einen Film im Netz „Smartinversion“ und Festo Smartinversion_2, da kann man das ungefähr sehen.
    Mit freundlichem Gruß
    Uwe Kraft

  6. Zwei Sätze haben mich sehr lange beschäftigt:
    „In jedem Universum das sich mittels der Relativitätstheorie beschreiben lässt, gibt es keine Zeit.“
    Kurt Gödel
    „Eine geometrische Theorie der Gravitation, die zu einer anderen als der 1/r² führte, existiert entweder gar nicht oder sähe wesentlich anders aus als die Einsteinsche.“
    Erhard Scheibe
    Soweit ich das verstanden habe, bezieht sich die Einsteinsche Theorie auf eine Kugel von innen und aussen.
    Ich denke es ist der Abstand zwischen zwei Kugelsphären, von denen die innere reziprok mehr Masse als Energie wie die äussere hat. So wie es auch in der Wellenförmigen Planetenbewegung beschrieben ist.
    Leider ist Herr Scheibe schon gestorben und als ich ihn besucht habe, war er von der Krankheit sehr gezeichnet.
    Er soll sich aber über mein Modell gefreut haben.

  7. Eigentlich dreht sich doch alles Metaphysische um
    Kreis-drehung. Ist es nicht so ?
    Mit freundlichem Gruß
    Uwe Kraft

  8. In meinem Buch „Schwierige Materie – Eine Betrachtung von unten“, das bei Amazon als eBook bezogen werden kann, habe ich meine Meinung zum Thema Kreis-Drehung folgendermaßen ausgedrückt:
    „Die Rotation ist im Universum das Mittel der Wahl sich gegen eine drohende Verschmelzung zur Wehr zu setzen. So funktionieren die Galaxiensysteme, die Galaxien und die Sonnensysteme. Warum funktioniert dieses System nicht auch im Bereich der Elementarteilchen?“
    Ich habe ein paar interessante Erkenntnisse zu diesem Thema zur Diskussion gestellt.
    Viele Grüße
    Peter Weber

    1. Was sie sagen, kann richtig sein, aber man müsste noch ein bisschen mehr wissen. Schreiben sie eine Veröffentlichung?

    2. Ganz so pathetisch ist es wohl nicht. Sondern ganz einfach.
      Wenn wohl jemand so etwas wie ein Universum basteln würde, denke ich daß die einfachste möglichkeit die beste ist.
      Ein Rad weiß auch nicht viel von Pi und funktioniert auch.

  9. Ich bin gerade beim Lesen eines Artikels von Deutschlandfunk.de an einer sehr interessanten Aussage hängen geblieben und dachte, dass diese wunderbar zu Ihren Arbeiten passt:

    „Ich denke, diese modell-hörige Denkweise ist das Hauptproblem. Weil Modelle dazu gebracht werden können, alles zu erklären, indem man die notwendigen Parameter entsprechend anpasst, glauben viele Forscher heute, dass damit alles auch schon erklärt ist.“

    Das Erstaunliche ist, dass diese Aussage nicht aus dem Bereich Astrophysik stammt, sondern aus der Klimaforschung.

    Gemacht hat sie die russische Physikerin Anastassia Makarieva (http://www.deutschlandfunk.de/streit-um-die-biotische-pumpe.676.de.html?dram:article_id=244366), die zusammen mit ihrem Kollegen Victor Gorshkov eine revolutionäre Theorie über Wind- und Wolkenentstehung als auch über die Bedeutung der Bäume an sich für den globalen Wasserkreislauf entwickelt hat.

    Hier ist die Studie von 2006 im Original:

    Biotic pump of atmospheric moisture as driver of the hydrological cycle on land
    A. M. Makarieva and V. G. Gorshkov
    Petersburg Nuclear Physics Institute, Gatchina, St. Petersburg, Russia
    Published in Hydrol. Earth Syst. Sci. Discuss.: 30 August 2006
    http://www.hydrol-earth-syst-sci.net/11/1013/2007/hess-11-1013-2007.pdf

    Eine einfache Beschreibung gibt es hier:

    Revolution in der Windmaschine
    Daniel Lingenhöhl, April 2009
    Amazonien oder der Kongo gelten als Lungen der Erde: Ihre riesigen Regenwälder sollen unsere Sauerstoffversorgung zumindest mit gewährleisten. Doch vielleicht sind sie auch eine Art Herz – indem sie Wind und Wasser rund um den Planeten pumpen. Müssen gängige Zirkulationsmodelle überdacht werden?
    http://www.spektrum.de/news/revolution-in-der-windmaschine/987877

    Das Fazit dieser Studie ist u.a. dass man trockene Gebiete wieder in grüne Länder verwandeln kann, wenn man sehr viele Bäume anpflanzt. Das umgekehrte wäre die Verwandlung eines Regenwaldes, z.B. des Amazonas, in eine Steppe mit verheerenden Konsequenzen für ganz Südamerika östlich der Anden.

    1. Hallo,

      obwohl ich mich vor langer Zeit mit Meteorlogie beschäftigt habe, kann ich doch zu dieser Debatte im Moment nicht viel beitragen. Klar ist aber, dass Wissenschaft nur mit Debatte funktionieren kann, wie der Soziologe Harry Collins so schön sagt: „one cannot take away the readiness to expose one’s findings to criticism and debate and still have science“

  10. Ob Multiversum, Helozentrisch, oder eben die Erde als Scheibe,
    „Richtig“ ist in unserer Welt sowieso das was am besten publiziert ist.
    Nur wenige machen sich noch ihre eigenen, individuellen Vorstellungen da man (zumindest hier in DE) von Kind auf mit der allgemein Vertretenen, mit „aus der Luft“ geholten „Fakten“ gespickten, erklärung konfrontiert wird.
    Physik, Astronomie ist bei uns nurnoch eine Lehre wo eigene Theorien keinen Halt finden, denn jeder weiß doch das alles beim Ursprung anfing. (oder etwa nicht ?) wer weiß das schon?
    Schlussendlich komme ich bei der Frage was das alles eigentlich ist zu vielen unterschiedlichen Theorien und die einzige Konsequenz die ich daraus ziehen kann ist, das man sich da nicht einmischen sollte!
    Dinge, die so groß und vielseitig, verschieden sind das man sie nicht einmal im Ansatz erahnen könnte sollte man nicht beeinflussen, da man die Folgen erst gar nicht sehen kann 😉
    Aber schön das es hier auch noch Blogs für Alternative Einfälle gibt (in der Schule lernt man nur ein Striktes, einseitiges und „richtiges“ Universum kennen, wie bei allem halt in unserer Gesellschaft)

    1. Ich denke schon dass es eine objektiv erfahrbare Realität gibt. Die derzeitigen Modelle sind aber wohl ziemlich weit entfernt davon.

  11. Mit großem Vergnügen und Interesse habe ich Ihre Vorträge auf YT genossen. Ich halte ihre erkenntnistheoretische Kritik an der aktuellen Physik für vorbildlich. Jetzt habe ich Ihre Webseite entdeckt und freue mich schon auf die Lektüre. Heute ist in meinen feeds folgendes aufgetaucht:
    http://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/kippt-neu-entdecktes-teilchen-das-standardmodell20160627/
    Kann man Ihnen schon gratulieren? Jedenfalls würde mich ihr Kommentar dazu sehr interessieren.
    (Ich bin weder ein genialer, von der Welt ungerechterweise ignorierter Kreateur einer totalen, alles erklärenden Theorie über wahlweise irgendwas oder alles, der zu den komplexesten Problemen locker einen tiefschürfenden Kommentar aus dem Ärmel schütteln kann, noch ein irgendwie dekorierter Vertreter der Mainstreamphysik; mich zu googeln würde also höchstens auf Facebook einen Treffer landen. [Sorry, aber nach der Lektüre der Kommentare musste ich etwas in dieser Art noch loswerden, was Ihnen als gentleman selbstverständlich verwehrt ist.]) LG!

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