Vom All aus Raucher beobachten … ist das möglich?
Jedenfalls hatte sich eine Forschergruppe zur Aufgabe gemacht herauszufinden, wie die Raucher in einer Großstadt verteilt sind – und erwartete spektakuläre Erkenntnisse. Sie wertete Bilder von Satelliten aus, die mit so empfindlichen Messgeräte ausgestattet sind, dass sie das schwache Glimmen der Zigaretten aus der Höhe des Satellitenorbits noch erkennen können.
Die eigentliche Herausforderung bestand darin, dass das Glimmen der Zigaretten von den Millionen Lampen der Häuser, Straßen, Fahrzeuge, Flugplätze, Sportstadien usw. überstrahlt wird. Das Licht der Lampen ist um ein Vielfaches heller als die glühenden Zigaretten. Selbst die Fehlertoleranzen, die bei der computergestützten Filtermethode eingeräumt werden müssen, sind größer, als das zu messende Signal – also die Leuchtkraft der Zigaretten.
Sie kennen die Studie nicht? O.K., ich gebe es zu: Ich habe sie erfunden. Ganz an den Haaren herbeigezogen ist das Beispiel jedoch nicht. Ähnlichen Schwierigkeiten sahen sich die auswertenden Wissenschaftler der COBE- und WMAP-Daten gegenüber. Die beiden Satelliten COBE und WMAP haben den gesamten Himmel im Frequenzbereich der sogenannten Hintergrundstrahlung vermessen – einer Strahlung, von der vermutet wird, dass sie noch vom Urknall übrig ist.
Mithilfe von speziellen Computerprogrammen wurden aus den Messdaten dann die sogenannten Vordergrundsignale der Sterne, der Nebel und aller anderen Objekte herausgerechnet.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich würde diesen Daten nicht ganz trauen. Zu groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie an unzähligen Stellen falsch sind, weil das Signal durch die Vordergrundstrahlung komplett überdeckt ist und die Filtermethode Geisterwerte erzeugt.
Abgesehen von dieser Unsicherheit war das Ergebnis nicht so, wie erwartet. Die Kosmologen erhofften sich, eine ungleichmäßige Verteilung der Hintergrundstrahlung zu finden. Davon hätten sie eventuell eine Erklärung für die ungleichmäßige Massenverteilung ableiten können, wie sie heute im Weltall beobachtet werden kann: Massezusammenballungen in Form von Sternen, Nebeln und Galaxien stehen großen, fast völlig leeren Räumen gegenüber.
Der große Aufwand brachte jedoch eine fast völlige Gleichverteilung der Strahlung ans Licht, die die ausgeprägten Strukturen im Universum nicht erklären kann. Heute werden immer subtilere Eigenschaften aus den Daten herausgelesen, obwohl das angebliche Signal viel schwächer als der Vordergrund aus Sternen, Gaswolken und Galaxien ist – eben wie eine glimmende Zigarette oder schon wie eine ausgegangene.
Noch grundsätzlichere Kritik übt der von mir sehr geschätzte Pierre-Marie Robitaille an der Datenverarbeitung. Ob er Recht hat, wird sich zeigen, aber auf seine Argumente muss fundiert eingegangen werden. Saubere Datenauswertung wäre wichtiger, als Fantasiegeschichten über die ersten Momente des Universums.
Mehr darüber erfahren Sie in meinem Artikel, hier: www.heise.de/tp/artikel/44/44441/1.html